WIE EIN PSYCHOLOGE VORGEHEN
Visagismus ist der offizielle Name und hat mehr mit Psychologie zu
tun als mit bunten Farbtöpfchen. Ein Interview mit Visagistin Fiona Lang.
Erfolgreiche Schulung in Visagismus an der Hamburger Schule für Gesichtsgestaltung steht auf Fiona Langs Diplom, das sie als Visagistin ausweist. Auf den ersten Blick wirken diese steife Begrifflichkeiten unpassend für den Traumberuf vieler Mädchen im Teenageralter. Mit einem Schulpraktikum beim WDR in der Maske begann meine Liebe zum Schminken, so Fiona Lang über ihren ganz persönlichen Teenagertraum, den sie sich im Gegensatz zu vielen auch erfüllte. Sie arbeitet als Visagistin für Fotoshootings, Werbespots, Sedcard-Produktionen, für das Fernsehen und für die Kosmetikindustrie. Für womensnet.de gibt sie Tipps und verrät Tricks, wie man Schritt für Schritt einem perfekten Augen-Make-up näher kommt. Wir haben die Gelegenheit genutzt, sie zu ihrem Traumberuf zu interviewen.
womensnet: Es gibt so viele Unklarheiten zum Beruf. Nutzen wir die Gelegenheit zur Begriffsklärung. Ist Maskenbildner, Make-up-Artist, Stylist und Visagist ein und das Selbe?
Fiona Lang: Bei der Vielzahl der internationalen Bezeichnungen ist es manchmal schwer, die Unterschiede festzustellen. Zum Beispiel unterscheidet sich mein Beruf als Visagistin per
Definition von einem Visagisten in den USA. Während dort ein Visagist während eines Fotoshootings nur für das Gesichts-Make-up zuständig ist, gehören in Deutschland auch die Haare dazu. Im Gegensatz
zum Visagist, der keine geschützte Berufsbezeichnung ist, ist der Beruf des Maskenbildners staatlich geschützt und durch eine 3-jährige Ausbildung genauestens definiert. Der Visagist kann sich aber
durch Weiterbildungen zum Maskenbilder fortbilden. Nur darf er sich dann offiziell nicht Maskenbildner nennen. Im Gegensatz zum Visagisten gehören zu den Aufgaben eines Maskenbildners auch das
Knüpfen von Perücken und Special Effects wie Wunden und Masken dazu. Dieser Beruf ist also viel weiter gefasst. Ein Make-up-Artist ist lediglich die englische Variante des Visagisten und der Special
Make-up Artist ist der Maskenbildner. Der Stylist oder die Stylistin hingegen ist für Mode bzw. die passenden Kostüme beim Shooting oder Film zuständig.
womensnet: Worin liegt für Sie persönlich der Reiz, andere Menschen zu schminken?
Fiona Lang: Ein Visagist hat, egal ob er ein professionelles Fotoshooting begleitet oder ein Hochzeits-Make-up auflegt, die Aufgabe das Schöne zu betonen und weniger attraktive Merkmale wie große Nasen, Tränensäcke oder Fältchen in den Hintergrund treten zu lassen. Ich finde es toll, das Schöne an den Menschen zu erkunden und mit Schminke heraus zu modellieren. Es gefällt mir Menschen zu verändern und ihnen einen Aha-Effekt zu entlocken. Ich will dabei niemanden so verändern, dass er sich nicht mehr wieder erkennt. Doch ein Vorher-Nachher-Blick in den Spiegel ist für manche eine regelrechte Offenbarung. Die Basis ist dabei immer ein typgerechtes Make-up. Die Ausnahme bilden professionelle Modeshootings, bei denen es vor allem um die unterstützende Wirkung des Make-ups passend zu Modetrend geht. Extreme Looks erfordern ein extremes Make-up, das nicht unbedingt zum Typ passen muss.
womensnet: Was sollte man für diesen Job mitbringen?
Fiona Lang: Eigentlich ist es mehr als ein Job. Es muss ein Stück weit Passion sein, andere Menschen zu verändern und zu verschönern. Voraussetzung ist aber auch eine gute Menschenkenntnis. Das eigene Gefühl für Formen, Farben und Typen sollte einen selten trügen. Wenn du jemanden ins Gesicht schaust, solltest du bereits Augenform, -farbe und Gesichtskontur analysieren können. Um den individuellen Typ herauszufinden, ist es wichtig zu kommunizieren. Nur wer mit einer Person spricht, kann deren Wünsche, Eigenarten und Bedürfnisse herausfinden und dazu gehört immer auch ein typgerechtes Make-up. Manchmal sind psychologische Grundkenntnisse von Vorteil. Niemand lässt sich freiwillig zum Paradiesvogel schminken, wenn er oder sie eher ein zurückhaltender Mensch ist. Neben dem Erkennen von Augenformen und -farben ist natürlich die gekonnte Umsetzung der Theorie mindestens genauso wichtig. Es hilft nichts, wenn ich weiß, mein Gegenüber hat Schlupflider, es aber mit Make-up nicht verändern kann.
womensnet: Welche Ausbildung ist Voraussetzung, um sich Visagistin nennen zu dürfen?
Fiona Lang: Wie bereits angedeutet, ist der Beruf der Visagistin nicht geschützt, so dass jeder sich Visagist nennen darf. Doch gerade in diesem kreativen Beruf zählen nicht Diplome, Auszeichnungen oder Zeugnisse, es sind vor allem die Erfahrung und die Referenzen, die gute Visagisten ausmachen.
womensnet: Wo wird die Arbeit einer Visagistin benötigt?
Fiona Lang: Überall wo professionell Fotos gemacht werden. Das gilt natürlich auch für bewegte Bilder wie Werbefilme und TV-Serien. Visagisten arbeiten für Laufstegauftritte, Fotoshootings und natürlich für viele TV-Formate. Nur Spielfilme sind meist den Maskenbildnern vorbehalten.
womensnet: Kann man mit diesem Beruf Geld verdienen?
Fiona Lang: Sicher ist es auch ein gut bezahlter Job, vorausgesetzt, man hat sich bereits einen Namen gemacht und verfügt über viel Erfahrung und gute Auftraggeber. Es gibt fest angestellte Visagisten zumeist bei den Fernsehsendern der größte Teil ist allerdings freiberuflich für Produktionsfirmen oder Fotografen tätig. Man kann auf freier Basis zwischen 250 und 700 Euro pro Tag verdienen.
womensnet: Wie beim Frisör ist auch der Beruf der Visagistin durch ein sehr intimes Verhältnis zum Kunden gekennzeichnet. Müssen Sie eine Vertrauensperson sein?
Fiona Lang: Wenn es um eine Schminkberatung oder ein Hochzeits-Make-up für Privatpersonen geht, ist dieses Vertrauen sehr wichtig. Bei professionellen Modeshooting kann kaum eine persönliche Beziehung zu den Models aufgebaut werden. Nicht nur weil die Atmosphäre oft angespannt und hektisch ist, sondern weil ein Mode-Make-up nichts Persönliches hat. Es ist selten typgerecht. Hier zählt die Regieanweisung des Fotografen oder des Kunden, der das Fotoshooting in Auftrag gegeben hat.
womensnet: Was ist als Visagistin wichtiger: Die neuesten Make-up-Trends zu kennen oder ein typgerechtes Make-up schminken zu können?
Fiona Lang: Auch hier kommt es darauf an. Doch generell würde ich sagen, ist es wichtiger ein typgerechtes Make-up schminken zu können, als ständig auf dem neuesten Stand der Farb- und Schminktrends zu sein. Sowohl bei der Schminkberatung als auch in vielen Werbeshootings kommt es auf ein typgerechtes Make-up an. Die Person muss sich von ihrer besten Seite zeigen und meine Aufgabe ist es diese Schokoladenseite zu betonen.
TOLLE TIPPS FÜR SCHÖNE AUGEN - Augenfarbe und -form geben den Ton an!
Kein Auge gleicht dem anderen. Zur Farbvielfalt der Iris kommt eine individuelle und einmalige Augenform: oval, rund, mandelförmig, klein, groß, eng zusammenstehend, mit und ohne Schlupflid – unser Sehorgan prägt den gesamten Gesichtsausdruck. Schließlich sind es die Augen, „in die du mir schauen sollst, Kleines“ – hauchte es schon der unvergessliche Humphrey Bogart seiner mandeläugigen Ingrid Bergmann ins Ohr. Große Augen gelten gemeinhin als attraktiv, offen und verführerisch. Doch wie so oft im Leben kommt eine perfekte Form und Farbe in der Natur so selten vor, wie ein vierblättrige Kleeblatt. Um so schöner, dass wir Menschen fähig sind, der Natur mit Make-up und Schminke ein wenig auf die Sprünge helfen können. Mit Hilfe der professionellen Visagistin Fiona Lang, bieten wir in unserem Make-up-Sommerspecial eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum typgerechten Augen-Make-up.
VORBEREITUNG
Anti Shine - um zu verhindern, das sich die später aufzutragenden Make-up-Schichten in der Lidfalte und anderen Augenfältchen sammeln, wird zur Vorbereitung jedes Augen-Make-ups Anti-Shine (z. B. von Margaret Astor) mit einem Schwämmchen rund um die Augenpartie aufgetragen. Gleichzeitig wirkt Anti Shine 4x so mattierend wie Puder und beugt Glanz vor.
Concealer - ebenfalls zu Vorbereitung jedes Augen-Make-ups, egal ob zurückhaltenderes Tages- oder farbiges Abend-Make-up, wird ein sogenannter Concealer punktförmig auf die Partie unterhalb des Auges aufgetragen. Ein kleiner Tupfer kommt zusätzlich unterhalb der äußeren Augenbraue. Concealer wirkt gegen dunkle Augenringe und hellt die gesamte Augenpartie insgesamt auf. Gleichzeitig federt es auch kleine Fältchen optisch ab.
Weitere Tipps damit das eigene Augen-Make-up garantiert gelingt
Jetzt wird mit einem Konturstift die Lippenkontur oberhalb der Lippe – da wo der Milchrand ist – nachgezogen. Im Mundwinkel setzt man den Strich mit leichtem Schwung nach oben, so dass der Mund angehoben erscheint.
Zum Schluss malt man – am besten mit einem Pinsel – die Lippen mit dem Lippenstift aus. Wichtig: Achten Sie darauf, dass Kontur- und Lippenstift farblich identisch sind! Mit einem kleinen Trick können Sie die Lippen noch voller wirken lassen: Setzen Sie mit einem hellen Gloss (am besten in Silber oder Gold) in der Mitte des Mundes einen kleinen Farbreflex.
Problem: Schiefer Mund
Die Vorgehensweise beim Schminken eines schiefen Mundes funktioniert ähnlich wie oben beschrieben. Das heißt, dass man nach der Grundierung auch mit einem Concealer einen Milchrand zieht. Dieses Mal wird der Strich aber so gesetzt, dass die Stellen des Mundes ausgeglichen werden, die zu schmal sind (vgl. Bild).
Dann zieht man mit einem Konturstift auf dem Milchrand die Lippenform nach. An den Stellen, an denen der Milchrand über die Lippen hinausgeht, um die Unregelmäßigkeit auszugleichen, wird die Kontur ebenfalls künstlich verschoben. Zum Schluss die Lippen wie gewohnt – am besten mit einem Pinsel – ausmalen.
Problem: großer Mund
Zu große Lippen lassen sich mit einem einfachen Trick optisch verkleinern. Nach der Grundierung zieht man mit einem Concealer einen Milchrand auf der Lippenkontur. Dann zieht man mit einem
Konturstift die Lippenkontur unterhalb dieses Milchrandes nach.
Zum Schluss malt man die Lippen bis zu dieser neuen, künstlichen Konturlinie aus.
SCHMINKTIPPS FÜR EINEN SCHÖNEN MUND
Der richtige Umgang mit Lippenstift und Co. will gelernt sein. Vor allem, wenn man von Natur aus nicht mit dem „perfekten Mund“ gesegnet ist. Dann kann man mit der richtigen Schminktechnik wunderbar nachhelfen und kleine Lippen in voluminöse verwandeln oder aus einem schiefen Mund einen geraden zaubern.
Die richtige Grundierung
Welche Frau kennt das nicht? Noch eben, vor dem heimischen Badezimmerspiegel, war der Lippenstift perfekt aufgetragen. Jetzt in der Bar, einen Cocktail und eine "Hast-Du-schon-gehört-
dass-Geschichte" später zeigt ein Blick in den Spiegel auf der Toilette nur den traurigen Rest unseres eben noch so mondänen Make-ups. Schminkprofis wissen es längst: Hier fehlt eine sorgfältige
Grundierung, die dem Lippenstift erst seinen Halt gibt.
Unabhängig von der Lippenform sollten die Lippen vor dem Auftragen des Lippenstifts mit Make-up grundiert werden. Am besten funktioniert das mit einem kleinen Schwämmchen. Für eine gleichmäßige
Farbverteilung des Lippenstifts empfiehlt es sich außerdem, etwas Lippenpflege aufzutragen. Das hilft auch gegen das Austrocknen der Lippen, das je nach Feuchtigkeitsgehalt des Lippenstifts oft zu
einem unangenehm trockenen Lippengefühl führt. Wer zu rauen Lippen neigt, der sollte zusätzlich einmal in der Woche ein leichtes Peeling mit der Zahnbürste machen. So werden störende Hautschüppchen
entfernt und ganz nebenbei die Durchblutung der Lippen angeregt.
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